SynchroFeed: Schweißspritzer waren gestern
Abb.: Spritzerfreies automatisiertes Schweißen mit SynchroFeed
OTC hat sich dank neuer SynchroFeed-Technologie eine besondere Vorreiterrolle beim automatisierten MIG/MAG-Schweißen erarbeitet. Das Verfahren zielt auf die besonderen Ansprüche der Industrie ab, mittlere und vor allem dünne Bleche verformungsfrei zu schweißen, Spalttoleranzen stärker zu berücksichtigen und vor allem Schweißspritzer drastisch zu reduzieren. Das Ganze soll nun auch in entsprechend hoher Geschwindigkeit und auf besonders wirtschaftliche Weise erfolgen.
Abb.: Übliche Schweißverfahren beim automatisierten Schweißen mit Schweißspritzern
Bei SynchroFeed stehen wichtige Synchronisationsprinzipien im Vordergrund, bei denen es hauptsächlich auf die Präzision der Drahtführung ankommt. Beim üblichen automatisierten Pulsschweißen kommt es oberhalb der Schweißnaht zu einer Tropfenablösung, die zwangsläufig zu Schweißspritzern führt.
Abb.: Für das weitgehend spritzerfreie Schweißen ist ein Abschmelzen des Tropfens zum Zeitpunkt der Strompeaks an exakt vordefinierter Stelle von allergrößter Bedeutung.
Mit SynchroFeed wird der Draht so gesteuert, dass der Tropfen unmittelbar in die Schmelze eintaucht. Eine Abtrennung erfolgt also nicht bereits oberhalb der Schmelze, sondern erst darin. Dabei spielt der Drahtvorschub die entscheidende Rolle. Der Drahtrückzug aus der Schmelze erfolgt so schnell, dass es zu keinerlei Anhaftungen kommt.
Marktübliche Push-Pull-Systeme leisten dies nicht, was vor allem mit der dafür erforderlichen Geschwindigkeit von 100 Hz für diesen Prozess zusammenhängt.
Drahtpuffer und Steuereinheit (Buffer-Position-Control) als Team
Ein „S“-förmiger Drahtpuffer auf der dritten Roboterachse sorgt dafür, dass sich der Draht mechanisch im mittleren Bereich ausdehnen kann, ohne dabei im Schlauchpaket auf Widerstand zu
stoßen oder unerwünschte Reibung zu erzeugen. Über einen Drehgeber in der Mitte des „S“-förmigen Drahtpuffers wird gemessen, welche Drahtposition aktuell vorliegt. Sofern dort ein Überhang oder Mangel an Draht vorliegt, lässt sich dies an der jeweiligen Ausrichtung über den Sensor ablesen. Mit jeder Synchronisationsabweichung erhält der Motor auf dem hinteren Fass den notwendigen Impuls, das Drahtmaterial schneller oder langsamer bereitzustellen.
Abb.: Im Bereich des Hochleistungswechselhalsbrenners sowie im rückwärtigen Bereich – am Drahtfass – sitzen jeweils geeignete Servoantriebe für das SynchroFeed-System. Ein „S“-förmiger Drahtpuffer auf der dritten Roboterachse ermöglicht die reibungslose Durchleitung des Schweißdrahtes.
Synchronisation von Schweißstrom und Drahtzufuhr
Ohne die Präzision des Drahtvorschubs wäre das spritzerfreie Schweißen nicht möglich. Der Stromverlauf ist für das exakte Abschmelzen des Tropfens von entscheidender Bedeutung. Erst zum genauen Zeitpunkt des Strompeaks taucht der Draht an der vorgesehenen Stelle der Schmelze ein. Findet das Ganze zu früh oder zu spät statt, mißglückt das Vorhaben. Die Schweißmaschine Welbee P500L liefert die darauf abgestimmte Stromverlaufsform für die Hochqualitätsschweißung.
Außerdem ist sie für die hundertprozentige Synchronisation mit der Drahtbewegung verantwortlich. OTC spricht hier von Peak Dip Transfer – dem kontrollierten Tropfenübergang in der Kurzschlussphase.
Abb.: SynchroFeed kommt im Vergleich mit anderen Schweißverfahren bei identischer Drahtvorschubgeschwindigkeit mit der niedrigsten Schweißspannung aus.
Parametertoleranz bei Spaltmaßen
Über SynchroFeed besteht die Möglichkeit, durch den hochdynamischen Regelprozess mehr Draht bei reduzierter Wärmeeinbringung in den jeweiligen Spalt einzubringen, da spritzerfrei gearbeitet wird und der Tropfen größer moduliert werden kann.
Bei abweichender Breite des Schweißspaltes zieht SynchroFeed problemlos mit: Die Prozesstoleranz gegenüber flexiblen Spaltweiten ist hier weitaus größer als bei marktüblichen Schweißverfahren. Dort kommt es bei sich verändernden Spaltmaßen häufig zu unüberbrückbaren Problemen oder hässliche Schweißnähten.
Abb.: SynchroFeed bietet eine hohe Parametertoleranz bei variablen Spaltbreiten
Der Einsatz von SynchroFeed erfordert ein komplettes Schweißrobotersystem, bestehend aus OTC Roboter (FD-B4), Schweißstromquelle (OTC Welbee P500L), Push Feeder Einheit, Drahtpuffer,
Hochleistungswechselhalsbrenner und Robotersteuerung. Sämtliche Komponenten kommunizieren in hoher Geschwindigkeit miteinander
Folgende Abb.: SynchroFeed Schweißrobotersystem mit OTC Roboter (FD-B4), Schweißstromquelle (OTC Welbee P500L), Push Feeder Einheit, Drahtpuffer, Hochleistungswechselhalsbrenner und Robotersteuerung
Von dünnsten Blechen bis zu dicksten Materialien
Von der Werkstoffseite her gibt es praktisch keinerlei Einschränkungen: Mit SynchroFeed kann man sowohl Stähle, Edelstähle als auch Aluminium verarbeiten. Selbst das Schweißen mit CO2 führt hier zu überraschend positiven Ergebnissen.
Die Schwerpunkte für SynchroFeed liegen beim Präzisionsschweißen und dem Verschweißen dünner Bleche bis Minimum 0,8 bis 1,0 mm – im Prinzip also überall dort, wo so gut wie keinerlei Nachbearbeitungsprozesse wie das Fräsen erwünscht sind.
Abb.: Überlappende Schweißnaht mit SynchroFeed